Die Kraft des Dankes

Natürlich, jeder von uns ist wahrscheinlich schon einmal in einer Situation gewesen, in der er etwas sehr stark gewünscht hat, jahrelang dafür gebetet hat, aber Gott hat es einem nicht gegeben. Dabei durchläuft man alle Phasen des Glaubens: Verzweiflung, Hoffnung, Trauer, Suche nach Schuld und Sünde in sich selbst. Man fragt sich: “Warum hört mich Gott nicht? Warum schweigt Er?” Die Jahre vergehen, aber es gibt immer noch keine Antwort.

Ja, als Christ fügt man jedem Gebet an Gott hinzu: “Dein Wille geschehe”. Aber es ist oft sehr schwer, diesen Willen anzunehmen. Das Leben mit Gott hilft, aber es löst den Schmerz nicht vollständig auf.

Das war auch bei mir so, bis ich irgendwann gelernt habe, Gott für meinen Schmerz zu danken.

Wir sind zu egoistisch, oft kümmern wir uns nicht um andere, wenn wir völlig glücklich und wohlhabend sind. Nur unser eigener Schmerz öffnet die Tür zum Mitgefühl und zur Empathie für den Schmerz eines anderen Menschen. Nur er macht das Gebet für einen anderen lebendig und leidenschaftlich. Unsere schmerzende Seele ist unser mitfühlendes Organ.

Ich danke Gott, dass Er mir diese Tür geöffnet hat.

Gott, der diese Welt erschaffen hat, hat nicht nur einen wunderbaren Plan für jeden Menschen, sondern auch für jedes Ereignis in seinem Leben. Alles steht an seinem Platz und alles geschieht zur richtigen Zeit. In meinem Leben geschieht jetzt genau das, was Gott mir gegeben hat, kein Millimeter mehr und kein Millimeter weniger.

All mein Stolz, meine Eitelkeit und mein Selbstvertrauen wurden zu Staub zermahlen. Ich verstehe sehr gut, dass ich selbst nichts tun kann. Meine Seele ist wie Ton, aus dem der Herr formen kann, was Er will. Es bleibt nur, sich Seinen großen und warmen väterlichen Händen anzuvertrauen.

Ich danke Gott dafür, dass Er mir Hoffnung schenkt.

In einem der Gleichnisse Jesu wird von einem Richter erzählt, der weder Gott fürchtet noch sich um Menschen kümmert, und von einer Witwe, die nur der Richter schützen konnte. Die Witwe ging ständig zu dem Richter und bat um seinen Schutz. Aber der Richter war gemein und frech und wollte es nicht tun. Die Witwe gab jedoch nicht auf. Irgendwann wurde sie dem Richter so lästig, dass er ihre Bitte erfüllte (Lukas 18;1-5). Wenn ein Richter, der sich vor Gott nicht fürchtet und sich nicht um Menschen kümmert, aufgrund der Beharrlichkeit einer Bitte so handelt, wird Gott, der den Menschen liebt, nicht das erfüllen, was der Mensch von Ihm verlangt?

Und der Herr sprach: “Hört, was der ungerechte Richter sagt! Sollte dann Gott nicht erst recht das Recht für Seine Auserwählten schaffen, die Tag und Nacht zu Ihm schreien, auch wenn Er sich Zeit lässt, sie zu schützen? Ich sage euch, Er wird ihnen bald Hilfe schaffen” (Lukas 18;6-8).

Ich danke Gott dafür, dass Er mich im Gebet zu Ihm unterweist.

Wir alle erwarten bedingungslose Liebe von Gott. Wir möchten, dass Er uns liebt, sowohl die Sünder als auch die Gefallenen. Aber wie sieht es mit uns aus? Lieben wir Ihn bedingungslos? Sind wir bereit, bei Ihm “in Trauer und Freude” zu bleiben? Nicht nur, wenn Er uns großzügig mit Geschenken beschenkt, sondern auch dann, wenn du mit aller Kraft zu Ihm sprichst, in den Himmel blickst, aber Seine Schritte nicht hörst.

Kannst du Ihm gegenüber beharrlich sein, wie die Witwe gegenüber dem Richter, und Ihm sagen: “Ich werde immer bei Dir sein. Selbst wenn Du meine Bitte niemals erfüllst. Ich werde zu Deinen Füßen sitzen, weil es keine andere Lebensquelle für mich gibt. Wenn ich von Dir weggehe, Deine Hand loslasse, werde ich zugrunde gehen.”

Danke, dass Du mich lernst, Dich bedingungslos zu lieben!